von CARL CHRISTIAN JANCKE, FOTOS: Vivian J. Rheinheimer
Man ist erst tot, wenn keiner mehr an einen denkt. Heidi Hetzer ist demnach quicklebendig. Und wird es lange bleiben. Das zeigten rund 160 Liebhaber automobiler Pretiosen, die am letzten Sonntag in ihrem seligen Angedenken auf die 50 km lange Strecke gingen, um sie in Erinnerung zu halten.
Heidi Hetzer, die vor anderthalb Jahren überraschend im Alter von gerade mal 81 Jahren starb, war nicht nur eine unerschrockene Abenteuerin, die sich in einem Alter, in dem andere sich auf den Einzug in´s Altersheim vorbereiten, im Vorkriegs-Oldie auf eine steinige Weltreise machte. Sie war auch eine mutige Unternehmerin, die lange den Niedergang der einst so stolzen Automarke Opel durchlitt.
Die Marke war ihr eine Herzenssache. Sie brauchte nicht den Pseudo-Titel “Markenbotschafter”, den sich mancher Promi teuer bezahlen lässt. Denn die wahren Opel-Botschafter sind diejenigen, die die rollende Historie dieser Marke bewegen. Dass sie auf der “Heidi-Hetzer-Gedenkfahrt so zahlreich vertreten waren, würde Heidi freuen. Den Titel ziert hier ein Opel Kadett aus den Siebzigern, der sich damals mit dem VW Golf harte Kämpfe um Platz 1 in der Zulassungsstatistik lieferte. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Der Kadett passiert ihre frühere Wirkungsstätte, das Autohaus am Spandauer Damm. Dass der neue Eigentümer ihr stilisiertes übergroßes Konterfei – ein Wahrzeichen – von der Wand entfernte, ein Frevel.
Dass auch noch gleich sieben Opel GT, die Miniatur-Corvetten mit den berühmten Klappscheinwerfern, an den Start der rund 50 km langen Strecke gingen, zelebrierte die arg ins Strudeln gekommene Marke in Heidis Sinne. Heute gehört Opel dem französischen PSA Konzern, der sich mehr für das interessierte, worin Heidi Hetzer einst ein starker Knoten war: Das Händlernetz.
Opel war das Auto des Facharbeiters. Das sind die Leute, die heute noch früh morgens aufstehen, um mit profundem Wissen und großen Können unseren Wohlstand zu sichern. Für die war die Bezeichnung Gutbürgerlich noch ein Prädikat. Sie werden allzu oft weniger geschätzt von veganen Bewohnern urbaner Stadtquartiere, deren Produktivität weit dahinter zurücksteht.
Heidi Hetzer war einer der vielen Antriebe der sozialen Marktwirtschaft. In ihrem Unternehmen gab sie 100 solcher Menschen Arbeit. Unbewußt zeigten auch die 160 Wagen zwischen Berlin und Potsdam Flagge für diese großartige Frau, die die Wahrheit stets auf der Zunge trug. Dazu passt, dass es die erste große Ausfahrt nach dem Corona-Ausbruch war, der die Autos aus der Quarantäne der Garage befreite.
Und das schöne daran. Wir haben dieses Zeichen mit großem Vergnügen gesetzt. Und – Gruß nach München – mit Freude am Fahren.
Am Ende gab es noche eine Erfrischung von Florida Eis stilecht aus dem Kofferaum eines amerikanischen Strassenkreuzers.
Der Markenbotschafter von Heidi Hetzer auf Erden heißt übrigens Ulf Schulz, dem wir diese Freude zu verdanken haben. Dafür nimmt er kein Honorar. Ehrensache. Das letzte Foto vom Autor und der Fotografin ist ihm geschuldet.
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